Heutzutage spielen Benutzeroberflächen (User Interfaces, UIs) und deren Gestaltung eine entscheidende Rolle dabei, wie wir mit Technologie in Kontakt treten. Gutes Design sollte benutzerfreundlich sein und uns dabei helfen, unsere individuellen Ziele effizient und zuverlässig zu erreichen. Doch nicht alle Designpraktiken sind ethisch korrekt oder haben gar die Interessen der Benutzer:innen als Grundlage. Ein besonders problematischer Ansatz sind sogenannte Dark Patterns – Designmuster, die Benutzer:innen manipulieren, sie zu ungewollten Aktionen verleiten oder gänzlich in die Irre führen. Ein spezifischer Typ von Dark Pattern, der gerade in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, firmiert unter dem Namen Confirmshaming. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick darauf, was Dark Patterns generell und Confirmshaming im Speziellen sind, wie sie funktionieren und warum sie als hochgradig problematisch gelten.
Dark Patterns sind manipulative Designmuster in Benutzeroberflächen, die Benutzer:innen dazu bringen sollen, Entscheidungen zu treffen, die sie unter normalen Umständen möglicherweise nicht treffen würden bzw. getroffen hätten. Diese Muster nutzen psychologische Tricks, um Benutzer:innen zu Aktionen zu drängen, die eher im Interesse des Unternehmens als dem der Benutzer:innen liegen. Dazu gehören unter anderem das Erschweren des Kündigens von Abonnements, das Verstecken von Kosten oder das Irreführen durch fehlgeleitetes Buttondesign. Diese Praktiken können zu einem nicht unerheblichen Vertrauensverlust führen und sollten dementsprechend tunlichst vermieden werden.
Ein Designmuster, bei dem es einfach ist, sich für etwas anzumelden, aber extrem schwierig, sich abzumelden oder eine Aktion rückgängig zu machen. Die Metapher des von Ungeziefer befallenen Motels zeigt bereits, wie abgründig eine solche Praxis doch ist.
Zusätzliche Kosten oder Gebühren werden erst im letzten Schritt des Kaufprozesses sichtbar, was Benutzer:innen nachdrücklich dazu bewegen soll, einen Kaufprozess doch noch abzuschließen. Gleichzeitig ist dies häufig eine äußerst negative Erfahrung, die entsprechende Reaktionen nach sich zieht.
Fragen oder Optionen sind so formuliert, dass sie verwirrend sind und die Benutzer:innen zu einer ungewollten Entscheidung verleiten. Von doppelter Verneinung bis hin zu Suggestivfragen sieht sich hier einiges an unlauteren Methoden versammelt.
Cookie Banner sind die vielleicht gängigsten Sachverhalte, die Dark Patterns beherbergen. So verstecken viele Websites die Möglichkeit, optionale Cookies abzulehnen, hinter einem regelrechten Wust aus klickbaren Feldern, bei denen die Benutzer:innen schnell frustriert dazu übergehen, alle Cookies resigniert zu akzeptieren.
Confirmshaming ist ein spezifischer Gebrauch von Dark Patterns, bei dem Benutzer:innen durch negative oder beschämende Formulierungen dazu gedrängt werden, eine gewünschte Aktion auszuführen. Dies geschieht häufig, wenn Benutzer:innen eine bestimmte Option ablehnen möchten, wie z.B. den Erhalt eines Newsletters oder Informationen zu einer Sonderaktion. Statt einer neutralen Ablehnungsoption werden Benutzer:innen mit Formulierungen konfrontiert, die sie mit einem schlechten Gefühl hinterlassen, wenn sie nicht zustimmen.
Ein Pop-up-Fenster bietet die Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren, mit den beispielhaften Optionen „Ja, ich möchte exklusive Angebote erhalten“ und „Nein, ich möchte tolle Angebote in Zukunft verpassen“. Diese Formulierung impliziert, dass Benutzer:innen etwas Wertvolles verlieren, wenn sie ablehnen bzw. sich gegen ein Angebot entscheiden.
Ein Online-Shop bietet einen Rabatt an, und die Ablehnungsoption könnte wie folgt lauten: „Nein, ich zahle lieber den vollen Preis“. Dies vermittelt den Benutzer:innen das Gefühl, eine schlechte, unvernünftige Entscheidung zu treffen, wenn sie den Rabatt nicht nutzen.
Eine Spendenplattform zeigt einen Aufruf an, der mit den folgenden Optionen einhergeht: „Ja, ich möchte helfen“ und „Nein, meine Mitmenschen sind mir egal“. Diese extreme Gegenüberstellung soll die Benutzer:innen moralisch unter Druck setzen.
Die zuvor genannten Beispiele sind sicherlich nur die Spitze des Eisbergs. Es existieren noch einige subtilere, jedoch nicht weniger rufschädigende Varianten des Confirm Shamings und der Dark Patterns. Dark Patterns und Confirmshaming sind in Gänze problematisch, weil sie das Vertrauen der Benutzer:innen untergraben und ethische Prinzipien im Design missachten. Anstatt die Benutzer:innen in den Mittelpunkt zu rücken und ihnen die volle Entscheidungsgewalt zu geben, zielen solche Methoden auf Verhaltenskontrolle ab. Die kurzfristig möglichen Erfolge in Sachen Conversions und gewonnener Leads, schaden jedoch im Sinne einer langfristig angelegten Strategie der Kundenbindung und dem generellen Ruf eines Unternehmens.
Benutzer:innen, die merken, dass sie manipuliert wurden, verlieren das Vertrauen in die Marke oder das Unternehmen. Vertrauen ist schwer wiederherzustellen, wenn es einmal verloren gegangen ist.
Dark Patterns führen zu einer schlechten Nutzererfahrung, da die Benutzer:innen das Gefühl der Ohnmacht vermittelt bekommen. Dies kann dazu führen, dass Benutzer:innen die Plattform oder den Dienst in Zukunft nicht erneut nutzen werden und sich stattdessen der Konkurrenz zuwenden.
In einigen Ländern gibt es mittlerweile Gesetze und Richtlinien, die den Einsatz von manipulativen Designpraktiken verbieten. Unternehmen, die Dark Patterns nutzen, setzen sich möglicherweise rechtlichen Konsequenzen aus.
Unternehmen haben die ethische Verantwortung, ihre Benutzer:innen nicht auszunutzen. Das Ziel sollte immer darin bestehen, transparent und fair zu handeln, um langfristige Beziehungen aufzubauen, die von gegenseitigem Respekt getrieben sind.
Der Schlüssel zur Vermeidung von Dark Patterns und Confirmshaming liegt in der Umsetzung eines benutzerzentrierten Designs, das auf Transparenz und Ethik basiert. Im Folgenden haben wir einige Ansätze versammelt, die sicherstellen sollen, dass eure Benutzeroberfläche ethischen Prinzipien entsprechend gestaltet ist:
Stellt sicher, dass alle Optionen klar und fair präsentiert werden. Vermeidet diesbezüglich manipulative Formulierungen und stellt sicher, dass die Benutzer:innen ihre Entscheidungen selbstbestimmt treffen können.
Macht es den Benutzer:innen möglichst einfach, sich von Diensten oder Newslettern abzumelden. Bietet klare und einfache Optionen dies zu erreichen, ohne die Benutzer:innen unnötig unter Druck zu setzen.
Sammelt regelmäßig Feedback von Benutzer:innen, um sicherzustellen, dass eure Benutzeroberfläche den Bedürfnissen eurer Zielgruppe entspricht und keine Manipulationen enthält.
Langfristig lohnt es sich, ethische Richtlinien für eure Design- und Entwicklungsteams zu implementieren. So stellt ihr sicher, dass alle Entscheidungen im Interesse der Benutzer:innen getroffen werden.
Dark Patterns und Confirmshaming sind manipulative Praktiken, die kurzfristige Erfolge auf Kosten des Vertrauens und langfristiger Kundenbindung erzielen können. In der Gegenwart wird der Umgang, der Benutzer:innen im Internet pflegen, immer bewusster, da sich der versierte Umgang mit technologischen Neuerungen immer stärker durchsetzt. Somit ist es entscheidend, ethische Designpraktiken zu fördern und die Benutzer:innen ins Zentrum zu stellen. Unternehmen, die auf Transparenz und Fairness setzen, werden langfristig erfolgreicher sein und das nachhaltige Vertrauen ihrer Kund:innen gewinnen. Und das ist letztlich die beste Vorsorge...